WIESBADEN BASED GALLERY | RARE OR UNIQUE

CONTEMPORARY + MODERN WORKS ON PAPER

1. bis 24. Dezember - Mittwoch bis Freitag jeweils von 14 bis 18 Uhr

Advent Sale 2023

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Abbildung unten: Courtesy Kleinschmidt Fine Photographs, Wiesbaden | Copyright by the artist Rui Camilo, Wiesbaden

Ramune Pigaigaite | Jäger I, Chromogener Farbprint 35,0 x 23,0 cm, Verena, Litauen (2000)

Tiere schauen Dich an! Aber warum tun sie das? Ein Versuch in Werken

Tiere schauen uns an. Warum tun Sie das? Sie schauen uns an, damit wir Menschen sie sehen. Tiere wollen, indem sie uns anschauen, dass wir ihren Blick erwidern. John Berger fragte sich einst in seinem berühmten Essay: Warum sehen wir Tiere an? Seine kurze Antwort lautet: Indem wir Tiere ansehen, erkennen wir uns selbst im Fremden. Tiere verbinden von jeher die Menschen mit ihrer Herkunft, ihrem Ursprung. Wie ein letzter wortloser Zeuge aus ferner Vorzeit in einer Welt, die nur dem ‚Sagen', nicht aber dem ‚Zeigen' traut.

Ein Tier zeigt uns stets an, wenn es in unsere Obhut will. Ist es hungrig, kratflos gar, in Not versehrt oder sogar verletzt? So sucht es den Blick, den Kontakt zu uns, die Wärme. Tiere haben Gründe, warum sie in die Nähe des Menschen wollen. Dem Wetter und Wind, der Kälte und Sonne Tag und Nacht ausgesetzt, haben sie viel Hunger. Meist auch sind sie auf der Flucht. Immer suchen sie Futter, Raum, Ruhe, Schutz und Wärme. Natürlich verfügen sie über einen guten Instinkt, wer ihnen dabei helfen kann. Menschen haben dies alles in der Regel. Tiere der Wildnis fordern von uns Geduld. Sie sind scheu und stark. Und sie lieben den Menschen, der Sanftmut zeigt.

Die Geschichte des Dialogs zwischen Mensch und Tier ist unheilvoll für letztere. Die Historie zeigt: Der Mensch sieht im Tier zumeist nur sein „Recht", sich das Tier untertan zu machen. Von „Hegen" oder „Hüten" der Tiere, wovon das Bibelwort spricht, war bald keine Rede mehr. Gottes Wort wurde zuoft missachtet: Endet die Geschichte des Dialogs zwischen Mensch und Kreatur vor allem als Geschichte der Gewalt?

Stets geprägt von derlei Unterjochung, Überwältigung und Unterwerfung missachten wir ohne Not jene Geschöpfe: Wir schänden, schinden und schächten Tiere. Wir töten und wir essen sie. Wir brauchen sie als Lastträger, Nahrung, wegen ihrer Häute. Wir quälen sie dubioser Erkenntnis wegen - wie etwa Mäuse und Ratten im Labor. Küken werden grausam geschreddert - millionenfach. Und immer müssen sie für eine Instrumentalisierung herhalten. Sogar in purer Süße als Kuscheltier vegetiert der Teddybär. Noch im Comic ist das so. Walt Disney lässt im Kitsch grüßen. Auf Augenhöhe geht da nicht.

Doch diese Donald Duck Story kommt an ihr Ende. Denn in naher Zukunft gibt es alsbald keine Wildtiere mehr. Der rohe Mensch hat längst seinen Ursprung vergessen. Einst lebte er friedlich mit den Tieren in der Welt. Das ist mit Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies perdu. Adam und Eva fahren heuer SUV und halten drauf. Gleich der erste überlieferte Liebesroman und Hirtenroman von dem Griechen Longos zum Ende des 2. Jahrhunderts gab mit Daphne und Cloé gleichsam den Paradefall der Bukolik in der Spätantike - bislang unerreicht. Er gibt also Beispiel ab, was Tierliebe adelt.

Heute werden Tiere in bislang nie gekannter Achtlosigkeit und Gleichgültigkeit ignoriert. Von Eltern etwa, denen ihr Handy wichtiger ist als ihr Kind oder das Tier. 'Man' sieht so nicht. Somit gern gequält und gestalkt von den nervenden weil - siehe Handy - unbeachteten Plagen. Auch eifrig verjagt von Beamten, Bürokraten, Gärtnern, Polizisten, selbige pflichtgemäß ungerührt, die ihren Dienst zwar für das Gemeinwohl, nicht aber für das Tierwohl tun. Oder von Tierhassern verfolgt, zudem häufig mit Rachsucht, mitunter von allerlei Spießern, nicht selten gar gehetzt von deren Hunden, die von der sonst 50 Meter langen Leine sind, wie ihre oftmals arglos tuenden Frauchen oder Herrchen: Der spielt nur!

Die Tiere sprechen nicht. Sie klagen nicht. Sie bleiben zu alledem stumm. Das haben Werke wie Tiere gemein: Sie reden nicht, sie zeigen nur still. Aber sie zeigen sich uns Menschen, wie wir sie erkennen und ansehen sollen: frei. Warum achten wir sie nicht? Die Würde der Tiere ist offenbar trotz Artikel 20a GG jederzeit und ubiquitär antastbar. Am Umgang mit den Tieren wird unsere Epoche sich messen müssen. Und ja: es gibt Nutztiere, die haben zu tun. Dann gibt es Haustiere, die haben es gut. Der Jurist nennt sie nicht ohne Grund 'Luxustiere'. Und da gibt es noch die Wildtiere, die wie Waschbär, Wildgans und Wolf zum Abschuss frei gegeben sind: Jagdwild ohne Lobby! Jäger indes stellen darob - sie schwimmen gern und sooft mit dem Strom - nicht immer eine üble Lobby für sich. Dem Jäger im Bild oben warf man gar vor, er habe Wildvögel leiden lassen, was für sein zartes Gemüt zu viel war. Das war üble Nachrede. Er beging Suizid.

Achtung und Respekt vor der Natur fehlen indes überall auf der Welt. Die Umwelt geht so vor die Hunde. Die Krone der Schöpfung gibt sich derweil ätzend und armselig. Überall herrscht große Ungerührtheit. Dieser Anschein von Coolness ist bloß ein Reflex - Gestus der Gestrigen aus der Generation Immersatt. Auch Digitaliserung fördert sie. Die Kunst geht allein in Zeiten des Wohlstands diesen bequemen Irrweg. Woher rührt und vor allem wohin führt er uns? Warum diese Brutalität in der Tierhaltung? Wieso diese Bestialität bei der blinden Zerstörung von Lebensraum. Und wer führt hier Krieg gegen wen?

Dass der 'Krone der Schöpfung' keine Krone gebührt, das wissen wir längst aus dem Staatsroman Gullivers Reisen von Jonathan Swift. Im vierten Teil seines Reiseberichts, der betitelt ist mit 'Reise nach dem Lande der Houyhnhnms' trifft Lemuel Gulliver, als Schiffsarzt zu fernen Völkern unterwegs, auf seltsame Pferdewesen, die ihn in jeder Sekunde seines Daseins lehren, wie überlegen ihre Rasse gegenüber dem Menschen ist: Sie sind anmutig, gelehrig, rational und dabei voller Sanftheit, Scharfsinn und Schönheit - letztere nur von ihrem Gerechtigkeitssinn überboten. Es ist Swifts Verdienst im Jahr 1726 - mitten hinein in das Zeitalter der Aufklärung - den Bürger im Ausgang aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit zurück in den Staub zu stoßen. Als er, alsdann Kapitän, stinkend-stumpfen Affenwesen begegnet - den Yahoos - so räsoniert er kraft seiner Ähnlichkeit, dem das Grausen jäh zur Selbsterkenntnis reift, dies also seien Wesen wie er.

Gullivers Abscheu vor der eigenen Gattung taugt fortan zum Paradigma - indes mit einigen Zeitaltern Nachlauf. Auch die Ausstellung zeigt uns letzte Idyllen, die wir fraglos im Auge haben, neben dem Scheitern im Dialog zwischen Mensch und Tier, der letzthin fraglich bleibt. Die Sichtweisen sind prominent divers ins Werk gesetzt und reichen von Paul Almasy über Roger Ballen bis hin zu Max Baur. Sie zeigen: Andacht, Demut, Mtleid - das sind die Quellen der Kunst, die niemals versiegen. Zum Teufel also mit der Ungerührtheit. Sie ist hohl nur. Geboten sind Achtung und Respekt vor der Schöpfung. Wir leihen und teilen die Welt von und mit den Tieren.

Text: Klaus Kleinschmidt

Tiere schauen Dich an: Und wir zeigen das Werk ihrer Blicke, die mit uns in Dialog treten, ab dem 30. November 2023 um 14:00 Uhr in einer besonderen Ausstellung zum Advent.

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