"Wo die Verwaltung rockt, da stirbt
das Tier.."
Tiere schauen Dich an! [Twin Show]
Eine Glosse in 20 Meisterwerken
Roger Ballen & Paul Almasy
[Werkschau vom 11. April bis 16. Mai 2025]
Wiesbaden, den 13.06.2025
These: Wo die Verwaltung rockt, da stirbt das
Tier.
In einem Dialog werden zweierlei Bildsprachen
- die eine von Paul Almasy aus dem Lebenswerk
des berühmten Ungarn und Großmeisters der Foto-
reportage im 20. Jahrhundert, die andere von Ro-
ger Ballen aus dem stets bizarren Kammerspiel
seines Schaffens - zum Status und Topos der Tier-
heit in der Welt befragt und untersucht. Informa-
tion und Bericht versus Inszenierung und Magie. Die
Kluft könnte kaum größer sein: "Gott ist die Seele
der Tiere" - nicht aber die der Menschen. Letztere
trieb er mit dem dem Sündenfall aus dem Paradies.
Wie anders die Tiere, die seit anhin im Garten Eden
weilen. Mit der Sintflut sann er sogar auf Erden da-
nach, alle Kreatur der Genesis in der Arche Noah zu
retten.
Die Tierheit erlebt den Menschen allemal als Jäger,
Hetzer, Stalker, Treiber. Meist ist jener unheilvoll
für die Tiere. Nur selten zuvor aber sind Menschen
jemals derart 'irrig-toll' in Grobheit, Ignoranz, Roh-
heit, Stumpfheit und Ungerührtheit verfallen. Das
Fehlen eigener Wahrnehmung, oft an das iPhone de-
legiert, stellt so jeden von Verantwortung frei. Tier-
quälerei heute braucht mithin längst keinen Grund
mehr. In einer rein technoiden Gesellschaft, die we-
der Ethik noch Glauben noch Kultur wertschätzt, ist
Automation und Digitalität längst auf dem Weg dahin
zu einem Treiber zu werden, in dem das Leben zum
Störfaktor gerät. Politiker sollten ihre Schritte 'wohl'
wägen. Massenhaft und systematisch stolze Nilgänse
als Lebewesen, die empfinden und fühlen, ohne Not
zur Tötung freizugeben, das wird ein Dammbruch
sein. Wo ist da Augenmaß? Erst das Tier, dann der
Mensch.
Der Ortsbeirat Mitte gibt sich empört. Im Chor von
Grün und Rot bis Schwarz stimmt man den Jagdruf an
- mit der Lizenz zum Töten. Die Nilgans,alopochen
aegyptiaca, mache sich "breit". Unfug. Die Stadt am
Rhein, gelegen zwischen Rheingau und Taunus, zumal
mitten im Zulauf all der vielen Bäche und der heißen
Quellen zieht natürlich Wasservögel an. Wiesbaden
sollte stolz auf seine Bewohner sein. Immerhin sind
diese gar Botschafter des obersten Sonnengottes Ra.
In der Mythologie Ägyptens nehmen sie eine zentrale
Rolle ein. Sie werden als heilig verehrt. Dabei sind
sie ebenso elegant wie gesellig - und stets für eine
kurze Plauderei auf Augenhöhe zu haben. Arglos und
freudig nehmen sie zu uns Kontakt auf. 'Dreck' ma-
chen die Neozoen nicht. Ihr Kot düngt ganz natürlich.
Auch Federn auf der Wiese während der Mauser der
Tiere stellen nicht wirklich ein Problem dar, sondern
sind auch nur natürlich ein Schmuck, den so mancher
sammelt. Man sollte im Beirat und Behörden besser
den schrillen Ton dämpfen und die Tonlage ändern.
Berge von Dreck sowie Fäkalien und Tonnen von Müll
lassen Tag für Tag bei den Events nur die Menschen
zurück. Deren 'Hinterlassenschaften' sind mitunter
hochgiftig oder, wie nur bei Fleischfressern üblich,
infektiös.
Events hat Hessens Event-Metropole Wiesbaden
genug - bei etwa 20.000 im Jahr. Ein Großteil geht
auf das Konto der Triwicon GmbH als Eigenbetrieb
der Stadt. Keine Hebebühne ist hoch genug, kein
Schwerlastkran ist groß genug um immer größere
Giga-Events wie die unglaublich "nachhaltige" Eis-
bahn bei lauen 14 Grad Celsius Außentemperatur
zu frosten. Selbst ganze Straßenzüge voll mit Sat-
tel-Schleppern in Überlänge reichen nicht mehr
aus, um diese Flut von Mammut-Festen noch zu
stemmen. Das bindet die Verwaltung alsbald im
Übermaß. Allein ein Event wie das "Theatrium"
[Wilhelmstraßenfest] lockt 250.000 Besucher an
drei Tagen in die einstige Kurstadt. Da tobt das
größte deutsche Straßenfest im Grünen. Dabei
wird noch der letzte Meter öffentlicher "Natur"
am Warmen Damm und am Kurpark vermietet -
und alle Wiesen zertreten - dem Mammon geop-
fert. Und das letzte, was da zählt, ist das Tier-
wohl.
Nicht einmal vor geschützten Grünanlagen wird
halt gemacht. Bäume, Pflanzen, Wildtiere mög-
gen weichen. Aber wie? Wo da über Nacht ein
Bauzaun herum um den Weiher gestellt und da-
vor ein Vergrämungszaun wieder ein Tag später
direkt am Ufersaum gezogen ist? Für Wildvögel
wie Enten-, Gänse-, Rallen-Eltern mit Küken und
Vögel in der Mauser, die nicht fliegen können, pu-
re Not. Sie schwimmen drei Tage hilflos im Weiher
im Kreis herum. Fressen ist da gar nicht drin, da-
für sorgt, ja, die Stadtpolizei, die just zum Event
ihre Sheriffs herumschickt, damit auch die Kassen
im Ordnungsamt klingen: Jene strafen, die wagen,
den Wildtieren etwas Futter zu geben. Sogar die
Medikation bei bestimmten verletzten Tieren wird
unter Bussgelderteilung versagt. Ob das Verhalten
der Stadtpolizei so rechtsförmig ist? 5 Bühnen [!]
im Umkreis von 250 Metern sorgen derweil "artge-
recht" für Dauerbeschallung mit teils 110 Dezibel
Schalldruck für 12 Stunden am Tag. Na toll. Der
Mensch hat so das ganze Jahr über Spaß: Buden,
Essen, Saufen. Man möchte den Stadtoberen und
der Stadtverwaltung zurufen: Wann hört der Spuk
endlich auf? Oder "rockt da die Verwaltung" ewig
so?
Die Emissionen, die Wiesbaden ganzjährig seinen
genervten, um Ruhe bangenden Bürgern der Knete
wegen als Lärm zumutet, dabei noch die letzten
Geschäftsinhaber aus den Ladenlokalen der Innen-
stadt vertreibt, werden täglich immer doller. Die
Ursachen für diese Entgleisung sind nun lange satt-
sam bekannt: Der Kapitalismus in seiner Klimax
mit Akzeleration, Digitalisierung, Eventsucht und
totaler Mobilität der Gesellschaft endet im Kollaps.
Und da sollen nun Wildgänse, die in Eintracht mit
dem Blesshuhn, Eisvogel, Flamingo, Reiher, Komo-
ran, der Graugrans, Kanadagans und der Stockente
leben, ein Problem sein, das zum Abschuss zwingt?
Nilgänse übernehmen oft - ganz wertvoll - sogar
Wächterfunktion gegenüber diesen Arten. Zudem
sind sie ausgezeichnete 'Rasenmäher', die oft die
Maht mit dem Motormäher in der Fläche gleichsam
erübrigen. Was passt da besser in Zeiten knapper
Kassen?
Ihr Sozialverhalten bei fremden Arten ist einmalig.
So hat ein Nilganspaar ein Mandarin-Enten-Küken,
das beide Eltern verloren hatte und stark verletzt
war, adoptiert und über Jahre als 'Dauerbaby' be-
schützt und gehegt und genährt. Ihr Gerechtigkeits-
sinn ist oft legendär. Werte Bürger aus Beirat und
Politik: Gehts noch? Das reicht! Hören Sie doch bitte
jetzt auf, genau gesagt unverzüglich, mit der Biolo-
gie Politik zu machen. Das ging schon bei den Nazis
gründlich in die Hose. Was dabei herauskam, war be-
kanntlich: Braun! Jene hatten ihre Politik mit dem
Begriff der Rasse begründet. Will der Ortsbeirat da
allen Ernstes mittun? Alexandersittich, Halsband-
sittich, Krähe, Nilgans, Waschbär: Warum nur geht
die Natur vor die Hunde? Übergriffe gegen Wildtiere
und Tierschützer häufen sich seit der Berichterstat-
tung in den Medien, die radikal instrumentalisiert
wird. Nicht die Nilgans macht sich immer mehr breit,
sondern der Mensch, der überall Wildtiere vertreibt
und ihnen mit ihrem Naturraum Platz und Nahrung
nimmt.
Verantwortungslosigkeit durchzieht unsere Gesell-
schaft. Süß wie ein Gift breitet sie sich aus. Jeder
darf alles, soweit es ihm Spaß macht. Und Stalken
ist eine ganz üble Marotte der Brandstifter. Ja, ein
Fußball, der auf Vogelkot trifft, dort am Spieler ab-
prallt und an dessen Kleidung haftet, ist vielleicht
eklig. Vielleicht. Was wirklich ekelhaft ist, ist eine
Gesellschaft, die Verantwortung scheut. Und dafür
jene Wesen, die keine Stimme haben, zur Verantwor-
tung zieht. Das sind die Tiere, die kein Stimmrecht
ausüben. Sollen die nun also für die Säumnisse und
und Bausünden der Kommunen und Städte büßen?
Nach § 1 BGB sind Tiere nicht Inhaber der Rechts-
fähigkeit. Sie haben keine Rechte, die sie vor Ge-
richt einklagen können. Aber: Sie sind auch nicht
schuldfähig, kein Rechtssubjekt. Tiere sind keine
Sachen, § 90a Satz 1 BGB. Sie werden durch be-
sondere Gesetze geschützt, § 90a Satz 2 BGB. Die
Gesetze sind lex specialis - etwa Tierschutzgesetz,
Naturschutzgesetz, das Umweltschutzgesetz, das
Fischerei- und Jagdrecht. Über alledem steht mit
Art. 20a deren Schutz im Grundgesetz. Damit hat
der Schutz der Tiere den Rang unserer Verfassung.
So muss unter Umständen sogar doppelt gewogen
werden.
Wenn es nicht gelingt, auf dem Planeten Erde mit
den immer stärker bedrohten Wildtieren - gerade
auch im urbanen Stadtraum - in Koexistenz friedlich
zusammen zu leben, wird die Spezies Mensch nicht
bestehen. Trotzdem schadet es nicht, den Diskurs
mit etwas Gelassenheit zu führen. Dabei hilft frei-
lich, die Schönheit und das ausgeprägte Sozialver-
halten dieser wunderbaren Tiere in der Schau zu
entdecken. Die massenhafte Keulung von Tieren,
nur weil sie 'Migranten' sind, ist schon nicht geeig-
net, somit auch nicht erforderlich, und vermutlich
erst recht nicht angemessen im weiteren und auch
nicht im engeren Sinn der Verwaltungshandlung,
sondern vielmehr fraglich, insoweit da ein Verstoß
gegen das Tierschutzgesetz in Verbindung mit Art.
20a GG, aber auch gegen das Jagdrecht im Stadt-
raum und gegen den Denkmalschutz vorliegen könn-
te. Nun ist Recht nicht alles. Wir reden hier über
Lebewesen, Geschöpfe, die eben Teil der Schöpfung
sind. Oder dreht die Politik nun 'geordnet' auf den
Biozid'? Das wäre für den Antragsteller zum Biosphä-
renreservat außer Dienst in der Tat ein ganz fatales
Signal.
Die in Sachen Ausrottung, Vergrämung, Vertreibung
bis hin zur Vernichtung nicht ungeübten Behörden -
in Kommune wie Land - geben tagein, tagaus perfide
traurig ein Beispiel davon. Selbst besonders bedroh-
te Arten der Roten Liste werden da bejagt und "artge-
recht" entsorgt. Allährlich um den 1. Mai herum muss
das Wildkaninchen dran glauben. Hintergrund: Man
mag den Stallgeruch von dem knabbernden Mümmel-
mann nicht zum mondänen Mai-Festspiel. Die Gärtner
machen kein Hehl, was zu tun ist. Ein Landschafter
wirbt am 28. Juli 2022 im Video der Landeshaupt-
stadt mit 1:34' Länge: "Ich hasse Kaninchen. Sie sind
einer unserer größten Feinde. Sie machen Löcher in
die Beete; sie fressen unsere Pflanzen an; und sie be-
schädigen die Wasserleitungen." Hassrede zur Verga-
sung auf der Website der Behörde? Der Kommentar
im Internet lässt Ungutes ahnen. "Heute gibt Land-
schaftsgärtner Sebastian Thomas [...] Einblick in sei-
ne Arbeit [...] bei der Stadt Wiesbaden." Ein Emoji
zeigt einen Kaninchenkopf. Dazu: "Sebastian hasst
Kaninchen."
Die Tiere verenden in der Tat im Turnus elend im Bau.
Ist das Grünflächenamt zuständig? Andere Arten wer-
den als Migranten kurzer Hand und rassistisch der 'Inva-
sion' bezichtigt. 'Invasiv' ist dabei jeweils die Art, die
stört. In Wahrheit ist die angebliche Invasion eine Ein-
schleppung durch den Menschen oder ein Ausweichen
durch stete Verdrängung aus ihrem Lebensraum. Das
dem Militärjargon entlehnte Wort ist allerdings in der
Wissenschaft höchst umstritten. Es suggeriert eine Tä-
ter-Opfer-Umkehrung. Mit Biologie hat das nichts zu
tun. Denn Wildtiere weichen stets dorthin aus, wo sie
[noch] Lebensraum finden. Derart manipuliert werden
Fakten verdreht, Kampagnen zur Vernichtung medial
lanciert, um den Vorwand zu schaffen, der opportun
ist.
Wo ein Lebensraum ist, der für eine Tierart taugt,
das bestimmt in der Regel nicht der Mensch, son-
dern das Tier, das überleben will. Insoweit ist fast
alle Vergrämung obsolet - und bleibt meist vergeb-
lich. Ein Sprichwort besagt: Wer die Natur zum Fen-
ster herauswirft, holt sie sich durch die Tür wieder
herein. Statt also weiter das Steuergeld der Bürger
für an Irrsinn grenzende Maßnahmen zu verpulvern,
die Berater und Behörden am grünen Tisch ersinnen,
sollten jene sich in Demut üben und sparen. Der KZ-
Zaun sperrt den Zugang der Tiere zum Land wie ins
Wasser. Durchschlupf oder Flucht sind so nicht mög-
lich. Elterntiere werden gar von ihren Jungtieren ge-
trennt. Die gebildete AG Wildtiere in Wiesbaden ver-
langt sofort und restlos Entfernung der Todesfallen.
Schon einmal hat das Grünflächenamt Wiesbaden so-
genannte Krötenzäune am Nerotalteich vor Jahren
errichtet, die den letalen Denkfehler hatten, dass
die völlig von der Laichwanderung erschöpften Weib-
chen samt ihrer Männchen auf dem Rücken genau ein
Meter vor dem Ziel hundertfach jämmerlich verende-
ten, weil man sich den Krötentunnel gespart hatte,
der die Tiere unter dem Zaun zum Wasser führt. Die
geschwächten Tiere starben so an Austrocknung vor
dem Krötenzaun, den sie nicht überwinden konnten.
Das Versagen in einer Behörde tat freilich [anderen]
weh. In diesem Fall traf das Los bufo bufo - die Erd-
kröte
Mitunter wird die Population der Tiere kraft Verdich-
tung erhöht. Beispiel: Die volle 9 Monate und bis in
die Brutzeit währende Baustelle am Schluckbrunnen
trieb viele Gänse zum Warmen Damm, zumal das Was-
ser dort aus dem Weiher im Kurpark komplett entlas-
sen ward. Die Wiesbaden Congress & Marketing GmbH
versprach Beendung der Baumaßnahme bis Ende März
2025, um Beeinträchtigungen für den Artenschutz und
Naturschutz zu vermeiden. Das Ziel wurde leider nicht
erreicht. Durch den dauerhaften Totaltrockenfall des
Weihers im Kurpark kam es zu zahlreihen Todesfällen
und Unfällen bei den Wasservögeln. Dutzende Stock-
enten endeten mit Aufpralltrauma am Bauzaun beim
Anflug, da sie die Zaungitter in der Dämmerung nicht
wahrnahmen. Ein Rotweißband am Oberrohr als End-
losband, in jedem Baubedarf zu haben, hätte das ver-
hindert.
Die Unterkriechhöhe von nur 14 cm im Schnitt [Ø]
machte aus dem absolut lückenlosen Bauzaun um den
Weiher ein Gefängnis, aus dem es kein Entrinnen gab.
Gesunde Tiere konnten durch Flug zwar heraus, nicht
aber hinein zurück, da die Wasserlosigkeit im Weiher
bei dem extrem unebenen Boden zu vielen Bruchlan-
dungen mit allerlei Fußverletzungen bei den Enten,
Gänsen, Rallen führte. Und kranke Tiere - also Ver-
letzte wie Versehrte - konnten weder heraus noch
hinein. Zudem ragten am Bodenrohr unten im Ab-
stand von 10 cm rasiermesserscharf Grade, die alle-
samt nicht entfernt wurden! Nicht nur ein No-Go,
sondern ein Übel an Unterlassung, das einer echten
Aussetzung glich. Auch gab es einen Vergiftungsfall
im Trinkwasser-relevanten Bereich des Rambach-Zu-
flusses nahe dem Boot-Steg mit Schwermetallvergif-
tung, die mutmaßlich durch die Konzentration wäh-
rend des andauernden Wasserentzugs verstärkt wur-
de.
Indes wurden mit billigender Inkaufnahme bis zu 4500
adulte Flusskrebse getötet. Diese erstickten jämmer-
lich im Schlick, was zum Himmel stank und - so oder
so - ein Skandal ist. Dass diese Edelkrebse in Wirklich-
keit nur Signalkrebse gewesen sein sollen, mithin die
"Bösen", die Invasiven eben, ist allerdings nicht wirk-
lich ausgemacht, also bestimmt. Ob nun doch astacus
astacus oder 'nur' astacus pazifastacus sei hier dahin-
gestellt. Man unterscheidet beiderlei Arten leicht an
ihrer Größe und der geteilten Chitinplatte hinter dem
Auge. [Eine Ausstellung wird dieser Frage 2026 nach-
gehen.] Ersterer steht allerdings auf der Roten Liste
besonders bedrohter Arten in der EU und ist streng ge-
schützt. Zuständig für die Baumaßnahme war und ist
das Umweltamt Wiesbaden, das die Bauaufsicht inne-
hat.
So wirkt der Zeitplan glaubhaft manipuliert, als wolle
man jene "Dichte" schaffen, damit man gegen sie vor-
gehen kann. Parallel zeitgleich hat man alle Wasser-
becken in den Reisinger Anlagen geleert. Im Sommer
2024 auch den Vergrämungszaun am Warmen Damm
von der zuständigen Behörde gestellt. Dieser sollte die
Wildgänse vergrämen, was zu großem Unmut bei den
Bürgern führte. Dieser Plan, am grünen Tisch erdacht,
ging nicht auf. Beherzte Bürger mit Zivilcourage, die
das Kükensterben nicht mit ansehen konnten, wurden
der Sabotage bezichtigt. Da gab es keinen Fluchtweg,
nicht einmal für die Jungiere, sodass Unentrinnbarkeit
die unbarmherzlge Folge war. Fressfeinde saßen faul
auf dem Spitzdach vom Ententeichhaus: Den Komoran
und den Reiher hat man so im Juli bis zum Würgen mit
den Küken der Ente, Gans, Ralle gemästet. Bon Appétit
Wiesbaden.
Einer, der sich selbst gern als rational geriert, entlarvt
sich strukturell als Rassist. So tritt ausgerechnet ein Bio-
lehrer vom Humboldt-Gymnasium als Jäger im Gewand
des Tierschützers auf. Der Mann aus Wiesbaden vertritt
mit Verve das Euthanasie-Projekt der Letalvergrämung.
Kotende Wildvögel sollten kurzum abgeknallt oder halt
gegessen werden. Der Namenspatron der Lehranstalt,
Wegbereiter der Aufklärung und des Humanismus, wür-
de sich wohl entsetzt im Grab umdrehen. Oliver Wei-
rich berät eifrig die Jägerlobby und auch die hessische
Landeshauptstadt, indem er sein Ressentiment als Wis-
senschaft ausübt. Damit flog er auf - und aus dem Ver-
band der Ornithologen. Unbeirrt halten Wiesbadens Be-
hörden an ihm seit 2018 fest. Wäre so ein Mietmaul,
das zur Ordnung ruft, denn überhaupt nützlich? Und
wie!
Er ist Vogelschutzbeauftragter des Landes Hessen im
"Ehrenamt", ein Mann fürs Grobe, und biedert sich bei
den Behörden und Jägern als Wildtöter an. Als Hart-
liner, der für Ordnung sorgt? Über das Wohl der Schütz-
linge stellt er deren Wehe, tritt dabei radikal für deren
Tötung durch Abschuss ein. Ziel: Der Tierquäler steigt
geadelt zum Biedermann auf, derweil der Tierfreund
rechtlich verfolgt wird: Da seien drakonische Bußgel-
der bei 'Verstoß' geeignet. Hat der Mann, indem er das
Fernglas des Ornithologen gegen das Zielfernrohr des
Jägers umtauscht, weit über das Ziel hin geschossen,
Stadt und Land bei Wildtierpflege einen Bärendienst
erwiesen? Jedenfalls hat dessen Zaun, der insgeheim
immer Jägerzaun war, das Teichhuhn nicht geschützt,
sondern letzterem den Garaus gemacht. Unser Rat an
den Biolehrer: Ein Auge nur am Rohr ist nicht genug.
Da gilt: Augen auf. Denn mit dem Zweiten sieht man
besser.
Die geschundende Kreatur ist Freiwild überall auf der
Welt. Für manche Beamte, Gärtner, Jäger, Spießer gilt
- Täräh, Täräh, Täräh-Tätäh - Leine los zur fröhlichen
Treibjagd: Warum hetzt Ihr mit geifernden Hunden und
den oft nachstellenden Kindern das natürlich kotende
Wildtier noch in den letzten Meter und Winkel hinein,
bis es dort jählings zusammenbricht? Was das auch im
Kurpark oder in den Reisinger Grünanlagen oder am
Warmen Damm zu suchen hat? Die Tierwürde ist jeder-
zeit antastbar. Da genügt es, den Spaßbürger über das
Tierwohl zu stellen, sogar über das Leben der Gattung
Gans an sich. "Nur mein kleiner 'Scheißer' darf tun, was
immer er will." Ist das schon die Angemessenheit im
engeren Sinn? Gilt die Drittwirkung, also die Strahlkraft
von Art. 20a GG bald als Witz? Die Trumpisten sind der-
weil längst unter uns. Und die Grünen leider nicht mehr
grün. Hilft da nur Beten oder Demut und tiefe Einsicht
wie die einst des Thomas von Aquin? "Deus est anima
brutorum." Almasy zeigt in der Schau Elend und Würde
der Tiere, während Ballen die Mythologie und den Ur-
sprung der Bindung zwischen Mensch und Tierheit be-
äugt. Beide rücken dabei Gänse in den Fokus ihres
Blicks.
Erkenntnis und Interesse sind dabei gewiß nicht rein
zufällig. Das hat zu tun mit der nicht erst seit Konrad
Lorenz, sondern bereits in der Antike bekannten Ähn-
lichkeit im Sozialverhalten beider Arten bei Gans und
Mensch. Während Almasy stets die Aufklärung sucht
und mit seiner Fotografie die Dokumentation im Alltag
als Passant, also en passant festhält, forciert Ballen die
Aussage bis hin zur Exegese eines bestimmten Werkes.
Dabei bleibt sein Werk in der Auslegung stets offen. Das
Rätsel besteht also fort. So zeigt etwa das Werk 'Judge-
ment Day' aus dem Jahr 2003 eine Gans geknebelt und
gefesselt auf dem Opferaltar liegen, wie wir das allen-
falls von den Akten des Japaners Nobuyoshi Araki her
kennen. Der Werktitel, der auf das Jüngste Gericht an-
spielt, sagt uns, dass dies als 'Standgericht' im Augen-
blick, also vorschnell geschieht und auch so vollzogen
wird. Nur die keifende Fratze des Triumphs im Hinter-
grund, tief nach unten zeigende Mundwinkel zeichnen
ein je anderes Bild, das den Hauch von Pogrom ahnen
lässt.
Fazit und keine Frage: Wo "die Verwaltung rockt", da
tobt der Bär zwar, droht aber auch Exekution, Hinrich-
tung eben, da stirbt ein Tier - und mit ihm unsere Bin-
dung an den Uranfang der Geschichte: die Schöpfung.
Courtesy & Copyright: Bild - Kleinschmidt Fine Photo-
graphs and the artist. Text - Klaus Kleinschmidt | Der
Abdruck ohne ausdrückliche Zustimmung des Autors ist
untersagt. [Sperrvermerk der Veröffentlichung bis zum
16.06.2025]